Materialkunde
Materialbezeichnungen für Stoffe - was verbirgt sich dahinter?
Die Textilfasern lassen sich grob in 4 Gruppen einteilen:
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Naturfasern mit pflanzlichem Ursprung (z.B. Baumwolle, Leinen)
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Naturfasern mit tierischem Ursprung (z.B. Wolle von Schafen oder Seide des Seidenspinners)
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Chemiefasern mit natürlichem Ursprung (z.B. Viskose, Modal)
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Chemiefasern mit synthetischem Ursprung (z.B. Polyester, Polyacryl, Elasthan)
Baumwolle | Abkürzung CO oder BW
Baumwolle ist die bekannteste Naturfaser und die am häufigsten verwendete Textilfaser in der Bekleidungs-Industrie überhaupt. Sie wird bereits seit Jahrhunderten zur Herstellung von Bekleidung verwendet. Baumwolle wird aus den Samenhaaren der Baumwollpflanze hergestellt; einem krautigen bis strauchartigen Gewächs. Botanisch gesehen gehört sie zur Gattung der Malvengewächse.
Es gibt über 20 verschiedene Arten, welche für die Baumwollherstellung kultiviert werden. Die Baumwolle ist sehr saugfähig und kann bis zu 65% ihres Eigengewichtes an Wasser aufnehmen. Allerdings trocknet sie nur langsam. Baumwolle kratzt nicht, ist besonders hautfreundlich und hat nur ein sehr geringes Allergiepotential. Daher ist Baumwolle besonders für empfindliche Haut erste Wahl.
Baumwolle trocknet langsam, ist knitteranfällig und schimmelt schnell, bei feuchter Aufbewahrung. Farben waschen schneller aus, als bei anderen Stoffen, was besonders bei schwarz auffällt.
Viskose | Abkürzung CV oder VI
Viskose wird aus pflanzlicher Zellulose hergestellt. Meistens werden diese aus Buchenholz gewonnen, manchmal auch aus Fichten-, Pinien- oder Eukalyptusholz. Zunehmend ist auch die Herstellung von Viskose aus Bambusfasern.
Die chemische Zusammensetzung dieser Fasern ähnelt der Baumwolle. Das Ausgangsmaterial der Viskose (Holz) ist zwar rein natürlichen Ursprungs, aber die Fasern selbst werden industriell auf chemischer Basis hergestellt und sind nicht (wie die der Baumwolle) natürlich gewachsen. Viskose kann deshalb als eine Kunstfaser mit natürlichem Ursprung bezeichnet werden. Der Energie- und Wasserverbrauch bei der Herstellung von Viskosestoffen ist wesentlich geringer als bei Baumwolle. Auch entfallen die beim Baumwollanbau sehr oft eingesetzten Herbizide und Pestizide.
Vom Tragegefühl her kann man Viskose mit Baumwolle vergleichen, allerdings wärmt sie nicht so sehr (im Sommer ein Vorteil, im Winter ein Nachteil). Viskose ist nicht knitterfrei. Gewebte Stoffe fallen jedoch besser als Baumwolle, da Viskose weniger steif ist.
Viskose lässt sich besser als Baumwolle mit Farbe bedrucken und die Farben sind auch nach wiederholtem Waschen haltbarer. Dafür braucht sie ähnlich lang zum Trocknen wie Baumwolle. Ein weiterer Nachteil; wenn eine Stelle nass wurde, bleiben nach dem Trocknen leichte Wasserränder zurück. Diese können allerdings nur bei hellen Stoffen auffallen.
Modal | Abkürzung CMD
Modal ist ähnlich wie Viskose. Das Grundmaterial ist jedoch ausschliesslich Buchenholz. Die Herstellung ist, verglichen mit Viskose, leicht abgeändert. Modal ist etwas fester, verfügt über eine bessere Feuchtigkeitsaufnahme und trocknet schneller. Wie Viskose ist auch Modal eine Kunstfaser mit natürlichem Ursprung.
Polyester | Abkürzung PES
Polyester ist eine reine Kunstfaser, deren Ursprung Erdöl ist. Es ist sehr reiss- und scheuerfest und nimmt kaum Feuchtigkeit auf. Polyester wird in der Bekleidungsindustrie am häufigsten eingesetzt. Polyester hat viele tragefreundliche Eigenschaften und lässt sich zu Stoffen mit ganz unterschiedlichem Aussehen und Eigenschaften verarbeiten und ist relativ preiswert in der Herstellung.
Die Fasern lassen sich während der Herstellung hervorragend einfärben und bedrucken. Dabei kommen spezielle Farbstoffe zum Einsatz, die in riesigen Bottichen bei hohen Temperaturen verarbeitet werden. Polyester wird oft so verarbeitet, dass es aussieht wie Baumwolle, Leinen oder Seide, sodass man sehr genau hinschauen muss, um den Stoff als Polyester zu enttarnen. Polyester wird unter verschiedenen Handelsnamen wie Trevira, Polarguard, Diolen, Thermolite, Vestan vertrieben.
Der Nachteil von Polyester ist die geringe Feuchtigkeitsaufnahme, z.B. beim Schwitzen. Dafür trocknet nasse Bekleidung deutlich schneller, was bei dieser Anwendung ein Vorteil ist. Polyester knittert wenig bis überhaupt nicht und kommt daher ohne zeitaufwendiges Bügeln aus.
Polyamid | Abkürzung PA
Polyamid ist wie Polyester eine Kunstfaser auf Erdölbasis. Polyamid ist sehr elastisch und knittert wenig. Polyamid wird vor allem zur Herstellung von Feinstrümpfen ("Perlons") verwendet. Bei "normalen" Bekleidungsstoffen kommt Polyamid weniger zur Anwendung und wenn, dann nur in kleineren Anteilen. Handelsnamen für Polyamid sind Nylon, Perlon, Dederon.
Polyacryl | Abkürzung PAN oder PC
Polyacryl bzw. Polyacrylnitril ist wie Polyester eine Kunstfaser auf Erdölbasis. Polyacrylfasern sind sehr bauschig und haben einen wollähnlichen Charakter. Daher wird Polyacryl gerne zur Herstellung von Pullovern oder Decken verwendet.
Das Material hält sehr gut die Wärme, knittert kaum, lässt sich bei der Herstellung gut einfärben, ist elastisch und weich. Polyacryl wird häufig Wolle beigemischt, um die guten Eigenschaften der beiden Fasern zu kombinieren. Im Gegensatz zur Wolle läuft Polyacryl nicht ein, lässt sich gut bei 30 Grad in der Maschine waschen und trocknet schnell. Handelsnamen für Polyacryl sind Dralon, Orlon oder Dolan.
Polyurethan | Abkürzung PU
Polyurethan ist eine Kunstfaser auf Erdölbasis. Polyurethan ist eine stark elastische Faser. Polyurethan wird normalerweise nicht rein verwendet, sondern anderen Fasern beigemischt, um diesen Elastizität zu geben. Polyurethan ist der Hauptbestandteil von Elasthan und Spandex.
Polyurethan kann auch aufgeschäumt werden und findet in dieser Form auch in der Textilindustrie Verwendung. Kunstleder z.B. besteht meist aus aufgeschäumtem Polyurethan, das auf einen textilen Untergrund aufgetragen wurde. Dabei kann auch eine Struktur eingedrückt werden, damit es wie echtes Leder aussieht. Regenmäntel und Gummistiefel können auch aus diesem Material hergestellt werden.
Elasthan | Abkürzung EL oder EA
Elasthan besteht zum grössten Teil aus Polyurethan und ist eine stark elastische synthetische Faser. Handelsnamen sind Lycra und Dorlastan.
Elasthan wird normalerweise nicht rein verwendet, sondern anderen Fasern beigemischt, um diesen Elastizität zu geben. Elasthan lässt sich bei der Herstellung gut einfärben. Verwendet wird es in Textilien, die dehnbar und bequem sein sollen. Elasthan findet sich in Stoffen für Badeanzüge oder Badekleider.
Piqué
Piqué ist ein leichtes Gewebe mit waffelartiger oder körniger Oberfläche. Diese fühlt sich auf der Haut besonders leicht und angenehm an. Durch die Struktur ist Piqué zugleich besonders saugfähig. Aufgrund dieser positiven Eigenschaften wird gewebter Piqué besonders gerne für sportliche Hemden, Blusen oder Saunatücher etc. verwendet.